27. November 1964

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"Der Trafo", 27. November 1964, S. 3.

Kamerad Alexej

Einer der aktivsten Widerstandskämpfer aus den Jahren 1941 bis 1943 im AEG-Konzernbetrieb TRO und Mitarbeiter der "Inneren Front" war der damalige Fremdarbeiter Alexej Kotschetkow. Dieser Tage war er Gast unseres Werkes. Von seinem Hiersein wollen wir heute berichten. Um mehr zu verstehen, sollte nochmals der "TRAFO", Ausgabe Nr. 23/64, zur Hand genommen und auf Seite 6 nachgelesen werden.

Am Freitag vergangener Woche brachte unser Betriebsfunk ein Interview mit den Genossen Kotschetkow, Bischoff und Emil Kirschner. Die Gedanken, die Genosse Kotschetkow dabei äußerte, geben wir nochmals wieder. Wir stellten ihm die Frage:

"Wie war es damals?"

"Damals war alles anders gewesen, eine ganz andere Zeit. Ich wurde wie viele andere ausländische Arbeiter nach Deutschland, nach Berlin verschleppt. Wir hatten unsere Sorgen, kamen aus verschiedenen Ländern und waren dem dastehenden Regime ausgeliefert ohne Schutz für unsere ökonomischen und staatlichen Rechte. Wir haßten das damals bestehende Regime, aber wir wußten auch - und ich vielleicht ganz besonders, weil ich mit anderen antifaschistischen Deutschen damals in Spanien zusammenkämpfte -, daß es auch ein anderes Deutschland gab, ein antifaschistisches Deutschland.

Diese Deutschen habe ich gesucht und auch gefunden. Das war mein teurer und großer Freund Friedrich Morawski, der in der damaligen Abteilung ES 3 beschäftigt war. Mit ihm arbeitete ich gegen das Naziregime. Er war für mich ein Vorbild eines großen Antifaschisten, der den Faschismus und den Krieg haßte. Er und viele andere waren friedliche und kulturvolle Menschen.

Ich kannte damals viele deutsche Genossen, viele Arbeiter und ehemalige TRO-Arbeiter, mit denen wir uns zusammenfanden. Ich werde mich immer an die große Menschlichkeit und Kameradschaft unseres damaligen Brigadiers der ES 1 - Abteilung, Emil Kirschner, erinnern. Emil war wie ein Vater für uns ausländische Arbeiter. Er war sehr gut, menschlich und ein echter Antifaschist. Von ihm habe ich Liebe und Vertrauen erhalten."

Weiche Gefühle hat Alexej heute?

"Ich freute mich sehr auf die kommende Zusammenkunft, als ich auf dem Ostbahnhof aus dem Zug stieg. Was ich hier in Berlin und im VEB TRO erlebt habe, ging weit über meine Vorstellungen hinaus. Es war ein wirklich ausgezeichnetes und unvergeßliches Erlebnis. Ich fand ganz andere Verhältnisse, ganz andere menschliche und politische Ideale in der jungen Republik, in der DDR, vor.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, dem gesamten Werkkollektiv und den Genossen der SED viel Erfolg bei ihrer Aufgabe, den Aufbau des Sozialismus in den kommenden Jahren siegreich zu beenden. Ich wünsche aber auch jedem Werksangehörigen im persönlichen Leben Gesundheit und Wohlergehen."